Die Chakana: Das Andenkreuz und die Quadratur des Kreises

Es ist das zentrale Symbol der Andenvölker: Die Chakana. Das sogenannte Andenkreuz taucht an alten Megalithbauwerken auf, ist in den handgewebten Textilien zu sehen ebenso auf wie als Souvenir und Anhänger von Südchile bis Kolumbien. Im Kern der Chakana befindet sich ein Zahlen- und Geometriecode, der weltweit Entsprechungen findet. Die Konquistadoren sahen in dem „Kreuz“ ihre christliche Botschaft bei der Eroberung und Zerstörung der Inka-Kultur bestätigt. Die tiefere Bedeutung der Chakana ist ihnen so entgangen. Übersetzt besteht das Wort aus 2 Teilen. Chak bedeutet Brücke und hana meint „etwas verbinden“.

Die Chakana baut uns also eine Brücke. Sie ist eine Eselsbrücke, denn in ihr ist die gesamte Kosmovision der Anden ablesbar. Die Chakana besteht aus vier Ebenen, durch zwei geteilt ergibt sich die Dualität: Mann und Frau, Tag und Nacht, Yin und Yang. Die jeweils 3 Stufen symbolisieren unter anderem die 3 Welten und die 3 Krafttiere Schlange, Puma, Kondor. Das Loch in der Mitte der Chakana ist ein Symbol für den Kosmos, die zentrale Sonne und auch die Leere, aus der alles geboren wird. Die Chakana arbeitet wie der binäre Code 1 und 0 in der Computersprache.
Die Chakana kann auch als Symbol für das Medizinrad der vier Kräfte mit den Elementen Erde (Schlange), Wasser (Jaguar), Luft (Kolibri) und Feuer (Adler/Kondor) angesehen werden – wie das Bild der Künstlerin Sabine Friedewald hier so eindrucksvoll zeigt.

Verbindung zu universellem Wissen
Die Chakana als Symbol der Kulturen des alten Südamerikas: Was hat dies mit der Spiritualität und der Weisheit des Westens zu tun? Erstaunlicherweise scheinen die in der Chakane verschlüsselten Zahlen (Codes) bemerkenswerte Parallelen zu denen zu haben, die in alten Mythen und heiligen Texten in der ganzen Welt zu finden sind. Die Geometrie der Chakana findet sich an vielen antiken, heiligen Orten in verschlüsselter Form weltweit wieder. Ein noch größeres Rätsel ist, dass dieser Zahlencode auch im Gewebe der Natur selbst verschlüsselt zu sein scheint. Der britische Autor Graham Hancock schreibt: „Wir sehen hier nicht nur die Spuren eines alten, universellen und anspruchsvollen Wissens, sondern auch einen Code, der uns etwas über die Natur der Welt, in der wir leben, sagen kann.“
Um eine Chakana zu zeichnen, beginnen wir damit, ein Quadrat diagonal in zwei Teile zu teilen und es dann zu umschreiben, das heißt einen Kreis um die vier Ecken des Quadrats zu zeichnen. Das Stufenkreuz der Chakana wird dann innerhalb des skizzierten Raums gezeichnet (siehe Skizze oben).

Die Quadratur des Kreises
In der klassischen Geometrie ist dieser Vorgang als „Quadratur des Kreises“ bekannt. In der heiligen Geometrie und Alchemie stellen das Quadrat und der Kreis gegensätzliche Prinzipien dar. Demnach entspricht die Quadratur des Kreises der Vereinigung männlicher (Quadrat) und weiblicher (Kreis) Prinzipien. Interessanterweise fand ein peruanischer Forscher heraus, dass viele antike Stätten und Tempel seines Landes entweder eine quadratische oder eine kreisförmige Geometrie aufweisen, je nachdem, ob sie männlichen oder weiblichen Gottheiten gewidmet waren.
Letztlich funktioniert die Chakana auch als Kalender, ähnlich dem Jahreskreis der Kelten mit acht Speichen, bzw. acht Jahreskreisfesten, von denen eines Lugnasad am 1. August ist.
Heilige Geometrien und auch Mathematik haben letztlich weltweit die gleiche Wurzel: den Schamanismus.

Schließlich gibt es noch eine Entsprechung am Nachthimmel. Das Kreuz des Südens ist ein wichtiges Sternbild auf der Südhalbkugel. Wie der Polarstern uns den Weg zum Nordpol weist, dient das Kreuz des Südens als wichtige Orientierung für den Südpunkt der Erde.

Von den Reisen nach Südamerika habe ich immer diese Botschaft mitgenommen: Das alte Wissen der Inka baut eine Brücke zu dem vergessenen Wissen des alten Europa. Und siehe da: Sogar die Symbolik ist die gleiche, auch wenn natürlich Tausende Kilometer dazwischenliegen und Klima sowie Vegetation ganz anders sind. Am Amazonas ist vom Regenbogenjaguar die Rede, der die Brücke zur Anderswelt bewacht. Im Nordischen ist es Halbgott Heimdall, der an der Regenbogenbrücke Bifröst Wache hält.

Wir sind also aufgefordert, ebenfalls Brücken zu bauen. Scheinbar Gegensätzliches soll nicht trennen, es darf sich ergänzen.

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