Unsere Erlebnisse mit der kleinen Elster Magpie
Wahre Freiheit finden
Liebe Freunde,
dieser Blogbeitrag ist einem ganz besonderen Wesen gewidmet: Magpie, unserem Findelkind. Die kleine Elster ist am Tag nach der Sommersonnenwende zu uns gekommen. Sie ist uns buchstäblich vor die Füße gesprungen: von ihrem Nest im hohen Walnussbaum auf den Rasen vor der Buchsbaumhecke. Kater Merlin hatte das Kleine als erstes bemerkt und wir sahen, wie der Altvogel unseren Kater attackierte. Dann griffen wir ein, brachten alle Katzen ins Haus und versorgten den kleinen Nestflüchter, vermutlich ein Hitzespringer, denn wir hatten 37 Grad an dem Tag. Nun ist ein Monat vergangen und Magpie hat uns rund um die Uhr beschäftigt und beschenkt. Wir wollen aus dem Vogel jedoch kein Haustier machen. Magpie wird nun in einer Wildtierstation zusammen mit Artgenossen auf die Freiheit vorbereitet. Mit Dankbarkeit blicken wir auf diese herzerfüllende Zeit zurück.
Herzensgrüße, euer
Michael
Wer eine Elster ausschickt, dem kommt ein bunter Vogel wieder. Deutsches Sprichwort
Foto: Magpie und Shiva: Erste Erkundungen im Zeremoniegarten
Erste Impressionen unseres Findelkindes: Zunächst hatten wir geschaut, ob die Altvögel sich um den Nestflüchter kümmern. Da ein Gewitter im Anmarsch war, entschieden wir uns dafür, die Baby-Elster ins Haus zu bringen, wo sich dann unser Badezimmer in eine Kinderstube verwandelte. Wichtigste Regel: besonnen reagieren.
Futter schmeckt Magpie gut
Mit was füttert man junge Elstern? Auf keinen Fall Katzenfutter geben, erfuhren wir aus dem Internet Ich erinnerte mich, dass ich erst einige Tage zuvor bei uns im kleinen Heimtier- und Gartenmarkt gefragt hatte, woher das zirpende Geräusch herkäme. Das seien Heimchen, sagte die Verkäuferin. Die lebenden Grillen und auch Mehlwürmer würden sie auf Bestellung verkaufen. Daran hatte ich mich erinnert und konnte das erste Futter noch am gleichen Sonntagnachmittag kaufen, denn dem Markt ist eine Tankstelle angeschlossen, die auch am Wochenende geöffnet ist. Wir hatten nun Grillen und Mehlwürmer, später machten wir Hühnchenfleisch klein, vermischten es mit Calcium (für die Knochen und die Federn), zerkleinerten Schneckengehäuse und Wasser. Das anfangs alle halbe Stunde servierte Menü schmeckte Magpie gut. Unsere Elster wuchs in vier Wochen von anfänglich 86 auf schließlich 160 Gramm.
Der Weg der Gleichzeitigkeit – Synchronizität
Der Zufall ist ein ständiger Begleiter. Dinge fallen uns zu und dennoch sage ich: Zufälle gibt es gar nicht, es kann sie gar nicht geben. Warum? Der Grund dafür liegt in dem Gesetz von Ursache und Wirkung (auch Karma genannt). Statt von Zufall würde ich von Gleichzeitigkeit sprechen: Synchronizität
• Es scheinen mehr Wunder im Leben zu geschehen - dies ist ein Hinweis darauf, dass du auf dem Medizin-Weg bist. Achte auf die Zeichen der Natur (Wolken, Vogelflug)
• Wenn du offen bist, erfährst du, alles ist schon da, dies war auch für uns wieder so wundervoll zu erleben. Das Futter für die Elster, eine geschenkte Voliere und schließlich der Kontakt zur Wildtierstation mit der prompten Antwort: Alles ist da.
Schlauer Vogel zeigt Köpfchen
Hohe Intelligenz: Die Elster ist einer der wenigen Vögel, die den Spiegeltest besteht, weil sie im Spiegelbild sich selbst erkennt. Relativ zu ihrer Größe hat der Hirnbereich der Elster, der für Lernen und kognitives Denken verantwortlich ist, ungefähr die gleiche Größe wie der funktional entsprechende präfrontale Cortex von Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans - und Menschen.
Protokoll über Gewicht geführt
Über die Gewichtszunahme von Magpie führten wir Buch. Die Zahlen sagten uns, was wir ohnehin sahen: Magpie gedieh prächtig und nahm ständig an Gewicht zu. Die Hinterlassenschaft auf dem Protokollheft wird uns als Erinnerung bleiben.
Jungvögel springen aus dem Nest
Unsere Vermutung ist die, dass es unserer Elster in dem Nest einfach zu heiß war und sie dann in einem instinktiven Akt herausgesprungen ist. Weitere Jungvögel haben wir nicht gesehen. Zu der Zeit waren viele Jungvögel der Hitze durch den Sprung aus dem Nest entflohen. Die nächste gelegene Wildtierstation verhängte einen Aufnahmestopp. 1500 Jungvögel waren dort Ende Juni in wenigen Tagen abgegeben worden. Die Arbeit solcher Einrichtungen, Vereine und Einzelpersonen kann gar nicht hoch genug bewertet werden.
Jeder ist mit jedem verbunden. Zu der Gemeinschaft, in der wir leben, gehören nicht nur die Menschen, sondern alle beseelten Wesen – vom kleinsten Käfer bis zum großen Wal. Die Freundschaft mit allem ist an keine Bedingungen geknüpft.
Elstern sind Boten der Göttin Hel
Im alten Volksglauben galt die Elster als Bote der Unterweltgöttin Hel, so dass sie im Zuge der Christianisierung den Ruf eines Unheilsboten bekam. Als „diebische Elster” war sie auch im Mittelalter als Hexentier und Galgenvogel unbeliebt. Im Gegensatz dazu gilt sie in Asien traditionell als Glücksbringer und bei den Indianern in Nordamerika wurde sie als Geistwesen gesehen, das mit den Menschen befreundet ist.
Herr Fuchs und Frau Elster
Wohl jedes Kind kennt Frau Elster aus dem DDR-Fernsehen. Fuchs und Elster waren die anarchischen Protagonisten im Vorabendprogramm mit dem Sandmännchen, das die Kinder in den Schlaf führen sollte. Die schwarz-weiße Farbe bei Tieren galt als heilig, etwa beim Storch und der Schwalbe, die heute noch als Glücksbringer gelten. Hierzu gehörte auch die später verteufelte Elster. Die berühmten holsteiner Kühe tragen ebenfalls das schwarz-weiße Kleid. Ihre Züchtung sollte die Heiligkeit der Tiere unterstreichen.
Externsteine sind Elsternfelsen
Die sagenhaften Externsteine im Teutoburger Wald sind 1564 von dem Theologen Hermann Hamelmann als rupes picarum, Felsen der Elstern, bezeichnet worden.
Gegensätze ergänzen sich
Das mittelalterliche Parzival-Epos beginnt mit einem Elsterngleichnis: Es geht um das schwarz-weiße Gefieder der Vögel und darum, dass die Dinge miteinander verwoben sind: Yin und Yang im Federkleid.
Arbeit am Parzival aufgenommen
Die Parzival-Geschichte als Leitfaden der Heldengeschichte des Mannes begleitet mich seit vielen Jahren. Der Weg vom einfältigen Narren zum König liegt auch dem Ablauf meiner Männer-Visionsreisen zugrunde. Die vielen Manuskriptseiten, Aufzeichnungen und Notizen bekommen nun Struktur. Magpie sei Dank.
Gefieder leuchtet in allen Farben
Was für ein schöner Vogel: Bei genauerem Hinsehen glänzen die Federn in allen Farben. Melanie: “Er ist so ein großartiges Geschenk und er fehlt mir sehr. Wir konnten ihm jedoch keine Vergesellschaftung bieten, die er zum Überleben in der Natur braucht.”
Elstern sind besser als ihr Ruf
Elstern haben schon lange den Ruf, diebische Langfinger, zu sein. Zu unrecht, wie der NABU Deutschland erklärt. Auch ihr Ruf, für den Rückgang kleiner Singvögel verantwortlich zu sein, sei unbegründet. Verantwortlich dafür seinen vielmehr die ausgeräumten Landschaften, der Einsatz von chemischen Spritzmitteln und die vielen trostlosen Privatgärten.
Freiheit, die ich meine
Viele reden von Freiheit und meinen Unabhängigkeit. Sie wollen unabhängig sein von Partnern, finanziellen Problemen und anderen Dingen, die als belastend empfunden werden. Wahre Freiheit ist etwas anderes. Sie ist eine Lebenseinstellung, die wir nur in der Schule des Lebens lernen können - so wie Magpie und auch wir, die sie aufgepäppelt haben und nun wieder einmal lernen, loszulassen.
Im Auenland wartet die Freiheit
Innerhalb kürzester Zeit ist uns Magpie ans Herz gewachsen. Wir entschieden uns dennoch dafür, einen anderen Weg zu gehen. “Sie muss mit Sozialpartnern ausgewildert werden!”, antworte Sina von der Wildtierstation Auenland auf unsere Nachricht bei ihr: “Rabenvögel allein aufzuziehen ist unglücklich, aber jetzt MUSS sie unter Artgenossen.” Schon am nächsten Tag packten wir Magpie in eine kleine Voliere und fuhren ins Auenland. Dort wird sie in einer größeren Außenvoliere jetzt mit einer weiteren Elster und vier Eichelhähern auf das Leben in Freiheit vorbereitet. Ob wir richtig gehandelt haben? Gut oder schlecht - wer weiß. Nicht alles im Leben liegt in unseren Händen.
Die Wildtierstation Auenland ist dringend auf Spenden angewiesen. Kontakt und Infos: www.wildtierhilfe-auenland.de/