Der Adler ist Sinnbild der Sonne – Ursprung des Göttlichen

Edler Aar – in vielen Kulturen das Wappentier

Das Geschöpf, das sich mit der Kraft der Sonne verbindet, ist der Adler. Der stolze Vogel (edler Aar = Adler) steht für Weitblick und Visionen. In vielen Ländern schmückt der Adler das Staatswappen. Seit wenigen Tagen steht ein 150 Kilogramm schwerer Adler als Steinfigur bei mir im Zeremoniegarten – Sinnbild für den Übergang, Symbol für den Osten, dem Platz der aufgehenden Sonne.
Der Adler fliegt höher als jeder andere Vogel und deshalb gingen die Indigenen Völker davon aus, dass er dem Himmel näher ist. Dies ist nicht nur buchstäblich zu verstehen. Der Himmel war schon immer dem Reich des Geistes und der spirituellen Dinge gleichgesetzt. Außerdem schreibt man dem Adler ein bemerkenswertes Sehvermögen zu. Er überblickt weite Bereiche und wir können durch seine Augen die Berge sehen, von denen wir immer geträumt haben. Wir sehen unsere Bestimmung, unser geheiltes Selbst. Wir sehen das ganze Bild und befreien uns von den limitierten Sehvermögen unseres Alltags. Deshalb wird der Adler mit Weitsicht und Voraussicht assoziiert.
Da er ohne geblendet zu werden direkt in die Sonne blicken kann, verweist er auf ein anderes dem Osten zugewiesenes Merkmal: Erleuchtung – Erleuchtung durch eine spirituelle Vision; die Fähigkeit den Geist der Dinge zu erblicken.
Der Legende nach fliegt der Adler in die Sonne und wir wissen dadurch: Wir können nicht sterben!

Adlerfedern werden deshalb auch so hochgeschätzt, weil sich der Adler damit in diese großen Höhen schwingen kann, wo er dem Himmel (Geist) so nahe ist und aus einer der Erde und dem materiellen enthobenen Perspektive, klarer erkennt, wie sich die Dinge auf der Erde zusammenfügen – eine Fähigkeit, die wir auch erwerben wollen.
Der Aufstieg des Adlers ähnelt dem Bild einer Spirale – so wie der Adler mit dem Auftrieb der Morgenwinde ohne Flügelschläge und Anstrengung nach oben steigt.

Eine weitere Legende ist die des Adlers und des Kondors. Es heißt, dass an dem Tag, an dem Adler und Kondor zusammen fliegen, Frieden unter den Menschen kommen wird. Dies war auf die Reiche der Inka (Kondor) und der Azteken (Adler) bezogen. Für mich bedeutet die Geschichte heute, dass  der Kondor für die indigenen Völker der Erde steht und der Adler für den sogenannten westlichen Menschen. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit der Weisheit der alten Völker und dem Verstand und dem Wissen von heute den Weg in die Zukunft finden werden.
Im Mythos der Azteken spielt der Adler eine große Rolle. Das nach Land suchende Volk sollte seinen Platz dort finden, wo ein Adler auf einem Kaktus sitzt und eine Schlange in seinen Fängen hält. Diesen Ort fanden sie im Hochland an der Stelle, die heute Mexiko-Stadt heißt.

In der indischen Mythologie taucht ein schlangentötendes, halb mensch-, halb adlergestaltiges Reittier namens Garuda auf. In der asiatischen Mythologie hat der Garuda zugleich die Bedeutung eines Götterboten, der den Menschen Nachrichten und Anweisungen der Götter überbringt.

Als Feuerbringer und Lehrmeister ist in der griechischen Mythologie Prometheus der Urheber der menschlichen Zivilisation. Weil er den Menschen das Feuer gab, wurde er von Göttervater Zeus bestraft. Der Mensch wurde den Göttern zu ähnlich. Ein Adler kam und riss dem angeketteten Prometheus jede Nacht ein Stück aus der Leber, das sich danach stets erneuerte.

In einem anderen Mythos verliebt sich Göttervater Zeus in den schönen Jüngling Ganymed. Er erscheint ihm als Adler. Die Gestalt des Adlers und auch Ganymed wurden nach der Überlieferung von Zeus als Sternbilder an den Himmel versetzt, Ganymed dabei als Tierkreiszeichen Wassermann.

Die ebenso mythische Gestalt des Phönix beschreibt die dauernde zyklische Entwicklung des Lebens. Phoenix („der Wiedergeborene/der neugeborene Sohn“) ist ein mythischer Vogel, der am Ende seines Lebenszyklus verbrennt oder stirbt, um aus seiner Asche wieder neu zu erstehen.

Das Tor nach Walhall aufstoßen

Externsteine: Steinrelief spiegelt Sternbild wieder

Adler weist den Toten den Weg: Wie oben so unten

Leicht zu erkennen ist, von denen, die zu Odin kommen, das Herrenhaus von seinem Aussehen. Ein Wolf hängt vor der westlichen Tür, darüber schwebt ein Adler. (Vers 10, Grímnismál - Götterlied der Lieder-Edda)

Ein verwaschenes, kaum sichtbares Steinrelief am Hauptfelsen der Externsteine  im Teutoburger Wald weist auf ein Sternbild am Nachthimmel hin: den Adler. In der nordischen Kosmologie steht das Sternbild Adler oberhalb einer Formation, die auch Tor von Walhall genannt wird. In der Astrologie ist dieses Tor als Teil des Sternbildes Schlangenträger (Lateinisch Ophiuchus) bekannt – dem vergessenen 13. Sternenbild im Tierkreiszeichen. Ebenfalls am Hauptfelsen der Externsteine („Egge-Stern-Steine“)
An den Externsteinen steht der Adler über dem Eingang zu der Felsgrotte. In der Grotte sind ursprünglich auch Leichname kremiert worden.Vermutlich brachten die Stämme ihre vornehmsten Toten über die Helwege (Totenwege) zu dem Heiligtum. Nach der Himmelsburg Walhall kamen der Legende nach die getöteten Krieger. Hier wurden aber auch Todesroituale in Form von Initiationen praktiziert (Siehe Medizinrad weiter unten).
Am Fuß der Grotte ist die Figur eines Drachen (Schlange, Lindwurm) zu erkennen. Sie ist heute Teil des später christlich ausgearbeiteten Kreutabnahmereliefs.

Die Liedstrophen der Grímnismál beschreiben die einzelnen Stationen altgermanischer Kosmologie. Schamanistische Kulthandlungen waren ein Spiegelbild der kosmischen Zyklen. Hier wird der adlergleiche Flug des menschlichen Geistes geübt, eines leibfreien Zustandes, in dem der Mensch alle irdischen Verhältnisse in ihren wahren Proportionen wahrnimmt und darüber hinaus in geistige Welten vorzudringen vermag, die dem Tagesbewußtsein unbekannt bleiben.

Der Hauptstern des Sternbildes Adler heißt Atair. Er bildet zusammen mit den Sternen Wega (vom Sternbild Leier) und Deneb (vom Sternbild Schwan) das auffallende Sommerdreieck. Der Name Atair kommt aus dem Arabischen und bedeutet „der auffliegende Adler“.

Dass dieses kosmische Wissen den alten Völkern bekannt war, zeigen diese Strophen aus der isländischen Sagensammlung Edda.

„Fünfhundert Tore und noch vierzig dazu
weiß ich in Walhall wohl;
achthundert Einheerier (Krieger) kommen aus jedem,
wenn sie ausziehn zu wehren dem Wolf.“

Die Zahlen laden förmlich zum Nachrechnen ein. 540 mal 800 ergibt 432.000 – der Dauer eines Weltenjahres. Symbol Walhalls ist der Fünfstern oder Pentagramm. Die fünf stumpfen Außenwinkeln des Sterns haben je 108 Grad. Fünfmal 108 ist 540.
Wörtlich heißt es in der Edda: 800 Einheerier (Krieger) reiten täglich durch diese 540 Tore hinaus. „Acht-Hundert-Ein-Heerier“ = 801 – die Umkehrung von 108. Dies ist auch die Anzahl der Perlen auf der Gebetskette (Mala): 12 (Monate) mal 9 (Planeten).
432 ist eine wundervolle, kosmische Zahl. 432 mal 60 sind 25.920. So viel Jahre braucht der Frühlingspunkt der Sonne, um einmal durch den Tierkreis zu wandern

Mehr zur kosmischen Zahl 432:  https://michael-hemme.de/sei-dein-eigener-lehrer-die-5-ist-die-zahl-des-jahres-2021/

 

Die Emanationen des Adlers

Die Lehren der Tolteken (Menschen des Wissens) sprechen von der ersten Aufmerksamkeit, die unser normales Alltagsbewusstsein ist, gehen dann zur zweiten Aufmerksamkeit, eine Art intuitives Wissen, die das Unbekannte umfasst, jedoch bei vielen allzu rationalen Menschen unterdrückt ist und kommen dann zur dritten Aufmerksamkeit, die demnach die höchste Vollendung des Menschen ist. Der Übertritt in diese dritte Aufmerksamkeit wird als das „Feuer von Innen“ bezeichnet, wodurch der Körper am Feuer von innen verbrennt. Das Bewusstsein (Seele) löst sich vom Körper und taucht wieder ein in den Strom der Energiefäden, aus denen die Welten und alles was sich darin befindet hervorgehen. Dieser Strom wurde von den Tolteken als großer Adler am Himmel gesehen.

Die alten Seher sahen, dass es der Adler ist, der Bewusstsein verleiht. Der Adler schafft alle lebenden Wesen, auf dass sie leben und ihr Bewusstsein bereichern, das er ihnen zusammen mit dem Leben schenkt. Sie sahen auch, dass es der Adler ist, der eben dieses bereicherte Bewusstsein verschlingt, da er die Lebewesen zwingt, es im Augenblick ihres Todes aufzugeben. „Aber was für eine Kraft ist denn der Adler?“ fragte ich. … „Was die Emanationen des Adlers wirklich sind, kann man nicht mit Worten beschreiben“, fuhr Don Juan fort. „Ein Seher muss sie erleben.“ „Würdest du sagen, Don Juan, dass der Adler der Ursprung der Emanationen ist?“ „Selbstverständlich ist der Adler der Ursprung der Emanationen.“
(aus Carlos Castaneda „Das Feuer von innen“)

Emanation: das Hervorgehen aller Dinge aus dem unveränderlichen, vollkommenen, göttlichen Einen

Zurück
Zurück

Den Himmel auf Erden erleben / Der Rumpelstilzchen-Effekt

Weiter
Weiter

An Pfingsten die Shakti erwecken